Die Magier Von Montparnasse by Oliver Plaschka

Die Magier Von Montparnasse by Oliver Plaschka

Autor:Oliver Plaschka
Die sprache: de
Format: mobi
Tags: Fiction, Fantasy, Epic, General, Science Fiction
ISBN: 9783608938746
Herausgeber: Klett-Cotta
veröffentlicht: 2010-02-14T23:00:00+00:00


Gaspard

Ich hätte nicht erwartet, dass ein spätseptemberlicher Boulevard so einsam wirken könnte. Schon begann ich mich bei jedem Schritt zurückzusehnen. Ja, ich bereute jeden erkämpften Meter, schämte mich für meinen Mut, kam mir albern vor in dieser Welt, in die ich nicht gehörte. Fast hoffte ich, niemand würde mich bemerken, wie ich da lief, mit meinem geflickten Schuhwerk, meinem billigen Haarschnitt, auf dem Arm mein Manuskript, das seine Liebe zu einer nie geborenen Frau erklärte, und immer langsamer wurde, bis ich schließlich auf dem Carrefour Vavin zum Stillstand kam wie ein Insekt in erstarrendem Harz.

Wie ich da stand und langsam den Blick hob, während Füße und Hundepfoten um mich stolperten, war mein einziger Wunsch, nicht gesehen zu werden; dabei war ich gleichgültig gegenüber der Tatsache, dass es wohl meinen Tod hier mitten auf der Kreuzung bedeuten würde, ginge mein Wunsch in Erfüllung.

Doch jemand sah mich an. Mehr als das, wenn das möglich war. Ein Mädchen auf der anderen Seite der Straße blickte mir in die Augen, ja durch sie hindurch, an einen Ort, den ich selbst lange vergessen hatte, wohl seit Éloïse aus meinen Gedanken verschwunden war und Quartier in einem Stapel Papier bezogen hatte.

Das Mädchen war zierlich, hatte strohblondes Haar und balancierte selbstvergessen ein Tablett auf dem Arm, von dem sie Tassen und kleine Lichter auf die Tische stellte und gegen die Hinterlassenschaften ihrer Kundschaft tauschte.

Ein Kind rief. Ein Kutscher schimpfte. Eine Elster ließ eine Kastanie fallen.

Ich weiß nicht, wie lange wir da standen und uns ansahen, und ich schwöre, dass ich mich bereits auf dem Weg zu ihr befand, bevor ich mir auch nur einen Gedanken darüber machte. Beinahe wäre ich vor eine Straßenbahn gelaufen.

Dann war da auf einmal der Mann in dem weißen Anzug; er drückte ihr etwas in die Hand und wechselte kurz einige Worte mit ihr, worauf sie, mit einem letzten Blick zu mir, die Terrasse verließ. Dann baute sich der Mann zwischen den Tischen auf, hob seinen Hut und grüßte mich, wo ich noch mehrere Schritte von ihm entfernt war. Er bedeutete mir, doch näherzukommen, und schwenkte seinen Schirm wie ein verrückter Zirkusdirektor, der sein Programm anpreist. Zunächst verstand ich nicht einmal, was er von mir wollte – er schaffte es, mir meinen Namen zu entlocken, ohne mir seinen eigenen zu nennen, und es dabei so aussehen zu lassen, als ob er sich nur meinetwegen bemühte und ich es war, der unser Aufeinandertreffen zu verantworten hätte.

Ich kann Ihnen nicht sagen, weshalb ich mit ihm ging. Wahrscheinlich war es wie das eine Mal im Leben, wenn man auf einen Hütchenspieler hereinfällt oder sich ein Zimmer, das man gar nicht will, andrehen lässt. Jedenfalls befanden wir uns im nächsten Moment schon auf dem Weg nach drinnen und nach droben, während er unentwegt auf mich einsprach mit seinem pointierten, leicht lächerlichen britischen Akzent, und mich mehrere Male vertraulich am Arm griff. Ich fragte mich, ob ich ihm vielleicht mit irgendeinem Wort Anlass gegeben hatte zu glauben, ich könne an Geschäften mit ihm interessiert sein.

Aus einem Winkel des



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